Performance
Kunst und zartes Porzellan
Schöneweide
war schon immer ein Stadtteil zum Arbeiten, nicht vorrangig für
Wohnen, Freizeit und Geld ausgeben. Diesen Satz höre ich in der
Diskussion über die zukünftige Nutzung des Schöneweider
Industrieareals immer wieder.
Ich
finde, was daran heute noch stimmt ist, dass in Schöneweide in
verborgenen Werkstätten und Ateliers viele versteckte Perlen
entstehen, die man im Kiez selbst kaum zu Gesicht bekommt. Einige
davon werden wir auf diesem Blog noch vorstellen. Dazu gehört die Künstlerin und Kunsthandwerkerin Vivian Chan.
Die
Kanadierin mit chinesischen Wurzeln verschlug es durch Zufall vor
etwa zwei Jahren nach Schöneweide. Ihr Freund arbeitete damals an
dem Mehrgenerationenprojekt „Das Sonnenhaus“ in der Flutstraße
mit. Das Atelier im Erdgeschoss wurde frei, sie zog ein. Vivian ist
froh darüber, denn im Prenzlauer Berg, wo sie wohnt, sind bezahlbare
Werkstätten schwer zu finden. Nach Berlin war sie nach ihrem
Kunststudium in Vancouver und Stockholm gekommen und geblieben,
angezogen von der Ausstrahlung und Anziehungskraft, die die Berlin
international auf Künstler und Kreativschaffende hat.
Lange
bin ich um ihre Töpferwerkstatt herumgeschlichen und habe mich gefragt, was hier wohl entsteht und wo
man es bekommen kann. Bis mir Vivian letzte Woche ihre Tür öffnete.
Die feine Frau mit dem hintergründigen Lächeln als Töpferin zu
bezeichnen, verfehlt aber schon einmal grundsätzlich ihre Arbeit.
Denn Vivian arbeitet zum einen nicht mit Ton (=erdfarben, grob,
Müslischale) sondern mit Porzellan (=weiß, zart, five o'clock tea)
und zum anderen ist das Kunsthandwerk für sie nur der Broterwerb.
Ihre eigentliche Leidenschaft ist die Kunst und zwar die Performance
Kunst in der, ja, auch Keramik eine Rolle spielt. Performance Craft,
also Performace Kunsthandwerk, nennt sie das.
Wie
man sich das vorstellen soll? Darauf lächelt Vivian ihr Lächeln.
Keramik begleitet uns von der Schnabeltasse bis zur Urne in fast
jeder Lebenslage. Bezüge für ihre Kunst ergeben sich da unendlich.
Aber da Performance vom live Geschehen lebt, schaut man sich das am
Besten an. Bei Kunst am Spreeknie wird sie in der Weyde³ ein Video
zeigen. Wo ihr Vivians Kunst sonst noch erleben könnt, steht auf
ihrer Website.
Darüber
darf man aber auf keinen Fall ihr Kunsthandwerk vergessen, das sie
unter dem Label „tomorrow morning“ vertreibt. Hauchzarte,
märchenhafte und wunderschöne Schmuckstücke stellt sie aus
Porzellan her. Weiße Ohrringe mit goldenen Motiven, zarten
Zeichnungen von Tieren und Pflanzen, Broschen mit schlafenden
Prinzessinen und verwunschenen Blumen. Jedes Stück handgemacht und
selbst ein kleines Kunstwerk. Dazu die Künstlerin auf ihrer Website:
„Tomorrow morning is about the promise of something unique,
something new - a whisper of beauty that comes to us when we remain
patient.“
So wie man kleine Wunder trifft, wenn man in Schöneweide geduldig bleibt.
Ihren Schmuck von "tomorrow morning" findet man in ihrem Webshop und in ausgewählten Läden, z.B. im Wertvoll in Prenzlauer Berg, Marienburger Straße 39, 10405 Berlin. Ihre Becher gibt's z.B. im "Present&Paper", Schliemannstraße 25a, 10437 Berlin.
Das ist die Website der Künstlerin Vivian Chan. Sie ist nach Kunst am Spreeknie (08.-17.07.16) auch bei der Fahrradkunstaktion "Art Spin" am 24.07.16 in Treptow zu erleben.
Das
erste Bild zeigt Vivians Performance „And sew it goes“ mit
Keramikknöpfen, das letzte ihre Performance „Along the lines“
beim „Art Spin“ 2015.
-
geschrieben von Meri, Fotos von Meri und von Vivian Chan-
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