Dienstag, 12. April 2016

Turm Café


Im Paternoster zu Schöneweides höchster Aussicht – eine echte Entdeckung

Es ist ja nicht so, dass wir auf unseren Blog nicht auch genug Unkenrufe ernten würden, worüber wir in unserem pseudo-coolen Dorf überhaupt schreiben wollten. Das Gegenteil ist der Fall: Die Ideen prasseln nur so auf uns ein, denn Schöneweide ist wie ein Universum im Kleinen: Je schärfer man das Teleskop stellt, je genauer man hinguckt, desto mehr gibt es zu entdecken. So eine echte Entdeckung ist das Turm Café im Peter-Behrens-Gebäude am Ende der Wilhelminenhofstraße.

Schon der Aufstieg zum Café ist ein Abenteuer und ein Riesenspaß dazu: Hier rattert nämlich ein waschechter Paternoster, einer der letzten seiner Art. Er stammt noch aus der Entstehungszeit des Gebäudes von Industriearchitekturpapst und Schöneweider Lokalmatador Peter Behrens aus dem Jahr 1916/17. Sein Äußeres wurde wahrscheinlich in den sechziger Jahren zuletzt überholt; die originale ostige Sprelacart Verkleidung leistet unserem Sicherheitsgefühl nicht unbedingt Vorschub, aber no risk no glory, und ein wenig erleichtert springen wir im fünften Stock aus der rotierenden Kabine.
Wem das nichts ist, der kann auch in dem mit Arkadengängen eingefassten Lichthof des Gebäudes die herrschaftlichen Treppen benutzen und sich ein bisschen wie in Italien fühlen.

Etwas verwirrend: Das Café befindet sich nicht wirklich im Turm des Gebäudes, dafür aber im 5. Stock. Der freundliche helle Raum hat Aussicht auf die Wilhelminenhofstraße und das östliche Oberschöneweide. Das Café wird von den Stephanus Werkstätten betrieben und dient aktuell völlig zu Unrecht wohl nur der HTW und den im Gebäude ansässigen Firmen als Caféteria. Es gibt Hausmannskost, wie Kartoffelsuppe, belegte Brötchen, Buletten, selbstgebackenen Kuchen und Heißgetränke, teils bio, zu ausgesprochen moderaten Preisen. Hinterm Tresen stehen Menschen mit geistiger Behinderung oder chronischen Erkrankungen, die sich als das charmanteste Gastronomiepersonal von ganz Schöneweide entpuppen. Der Besuch ist eine wahre Bereicherung.

Wenn Schöneweide der unterschätzteste Berliner Stadtteil ist, dann ist das Turm Café sein unterschätztestes Café. Hingehen!


Turm Café im 5. Stock des Peter-Behrens-Baus
Ostendstraße 1-2
12459 Berlin

Öffnungszeiten des Cafés:

Mo-Do 7:30 Uhr -16:00 Uhr
Fr 7:30 Uhr -13:30 Uhr

Die Stephanus Werkstätten sind eine Einrichtung für die berufliche Reha von Menschen mit Behinderung. Mehr Infos gibt es auf der Seite der Stephanus Werkstätten.

Mehr Infos zur Geschichte des Peter-Behrens-Baus.



- geschrieben von Meri, fotografiert von Leo - 
  
 

 

 

5 Kommentare:

  1. Echt cool. Also ich wohne hier schon seit fast 25 Jahren und hab viele Orte noch nicht gekannt. Tolle Seite!

    AntwortenLöschen
  2. Danke für den Tipp. Ich habe dort im Gebäude vor 3/4 Jahren Vorlesungen gehabt von der HTW. Da war das Kaffee glaube noch nicht da. Da werde ich vorbei schauen. Grüße, Martin.

    AntwortenLöschen
  3. Wie schön, wenn wir neue Orte zeigen können! Wir freuen uns übrigens auch immer sehr über Tipps und Inspiration.

    AntwortenLöschen
  4. Der aktuell eingebaute Paternoster ist übrigens Baujahr 1971, wie ich heute beim Recherchieren für einen neuen Geocache festgestellt habe. Das Cafe hat leider bis zum 5.9. geschlossen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für die Info,schön zu wissen. Er sieht älter aus :) Viel Spaß beim Geocache und dann hoffentlich auch mal mit einem Kaffee im Turmcafé. Liebe Grüße, Meri und Leo

      Löschen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...